Im Juni diesen Jahres veröffentlichte das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht eine ausführliche Studie zum Thema „Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik". Entgegen vieler Medienberichterstattungen liegt das Hauptproblem von Mikroplastik nicht in Kosmetika (Platz 17), sondern in Autoreifen (Platz 1).
Nun gibt es, außer nicht Auto zu fahren, bisher keine Materialalternative.
Aber in der Entsorgung gibt es erste Projekte, die sich für das Re- und Upcycling selbiger einsetzen und so abgenutzten Reifen ein neues Leben geben. Wir stellen eines dieser beeindruckenden Projekte vor:
SoleRebels - ein afrikanisches Unternehmen, das aus abgenutzten Reifen Schuhe herstellt.
Seit Ende August gibt es die farbenfrohen Schuhe in Deutschland nicht nur online, sondern in Hamburg auch in einem eigenen Laden zu kaufen:
Gegründet hat SoleRebels Bethlehem Alemu Anfang 2005, nachdem sie die Schule in Addis Abeba beendet hatte. Ihr Ziel: Ein Unternehmen aufbauen, das nicht nur Arbeitsplätze anbietet, sondern auch zukünftig und nachhaltig sichert.
Und das ist ihr gelungen: Es ist eine Schuhmarke geworden, die nicht nur in Afrika die meist wachsende Firma ist, sondern auch die erste Marke aus dem globalen Süden (auch den sog. „Entwicklungsländern") war, die sich weltweit erfolgreich etabliert hat. In den mehr als dreizehn Jahren Firmengeschichte wurden tausende Arbeitsplätze geschaffen in den verschiedensten Aufgabenbereichen. Die Mitarbeiter*innen werden fair und großzügig bezahlt.
Bethlehem Alemu, die selbst in einer der ärmsten und marginalisiertesten Stadtteilen Addis Abebas aufwuchs, wollte nicht nur ein regionales Unternehmen mit Wohltätigkeitscharakter gründen, von denen es bereits zahlreiche gibt, sondern vor allem eins, das global erfolgreich ist. Und das ist ihr gelungen.
Durch ihr großes Engagement hat es Bethlehem Alemu geschafft, SoleRebels international erfolgreich als E-Commerce-Unternehmen zu etablieren - die Schuhe sind überall auf der Welt erhältlich und auch den eigenen Webshop www.solerebels.com.
Darüber hinaus gibt es inzwischen mehr als 15 eigene SoleRebels Geschäfte weltweit (u.a. in Äthiopien, Griechenland, den USA, der Schweiz, Österreich, Spanien, Singapore, Taiwan), die wiederum weitere Arbeitsplätze in den jeweiligen Ländern schaffen (bis Ende 2015 mehr als 600).
Ende August wurde der erste Store in Deutschland (Hamburg) von Elias Assefa eröffnet, der Bethlehem Alemu persönlich kennt. Er kümmert sich deshalb auch selbst um die Schuhauswahl im Geschäft, berät und kann nach Bedarf die Schuhe aus Afrika bestellen oder nach seinen regelmäßigen Besuchen vor Ort auch mitbringen.
In dem großen Geschäft in Hamburg, direkt gegenüber der Rindermarkthalle, ist Platz die Schuhe anzuprobieren, das Gefühl auf Autoreifen zu laufen zu testen, das sich wie barfuß laufen anfühlt (nach dem Motto „walk naked"), und ein Getränk gibt es bei der Beratung gleich noch gratis dazu, ein Service, der uns in anderen Schuhgeschäften völlig fremd ist.
Neben dem Service zählt aber vor allem der Nachhaltigkeitsgedanke. In den Schuhen werden nicht nur alte Reifen recycelt, sondern auch alte Fahrradschläuche, Jeans, Stoffe und Reste, die sonst im Müll landen würden. Eine Firmenphilosophie, die bisher sehr einzigartig ist und so die erste Fair Trade zertifizierte Schuhfirma der World Fair Trade Federation (WFTO) wurde und immer noch die einzige ist, die diese Auszeichnung bekommen hat.
Nicht alle Schuhe sind allerdings vegan - einige Modelle enthalten auch recyceltes Leder. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann im Onlineshop gezielt nach veganen Schuhen suchen (via Filterfunktion) oder sich in den Shops vor Ort beraten lassen.
Was hier vor allem, neben der Pionierarbeit Bethlehem Alemus beeindruckt, ist auch die große Auswahl an verschiedenen Schuhmodellen und -farben. Es gibt viele bunte Varianten von Stiefeln, Ballerinas, Sandalen, Slippern und Sneakern. Die Preisrange liegt dabei zwischen ca. 50 bis 90 Euro pro Paar.
Elias Assefa hat mit seinem SoleRebels Geschäft einen schönen Laden in Hamburg eröffnet, der die Stadt um eine tolle nachhaltige Marke ergänzt.
Darüber hinaus hat er Pläne, im Geschäft die äthiopische Kultur noch erlebbarer zu machen. Geplant sind Lesungen, ein kleines Café mit landestypischer Küche und weitere Marken zu etablieren, die echte und nachhaltige Handwerksarbeit produzieren, um Vorurteile abzubauen, aber auch aufzuklären - über faire Arbeitsbedingungen, örtliche Bildungseinrichtungen, Kultur, Land, Leute, Nachhaltigkeit und vor allem auch: die eigene Heimat, die so viele einzigartige Projekte zu bieten hat.
*Werbung (Dieser Artikel ist eine Kooperation mit SoleRebels. Die hier vorgestellten Schuhe sowie eine zusätzliche Vergütung hatten keinerlei Auswirkungen auf unsere Meinungen. Der Artikel ist in Eigenarbeit entstanden.)
[daniela & heiko]