Vom 25. bis 28. Februar lud das Hotel Wandersleben im schönen Thüringen zu einem veganen Dinner ein. Dafür bekochte Stefano Vicinoadio vier Tage die Hotelgäste mit leckeren 3-Gänge-Menüs und zeigte dazu noch, dass veganes Frühstück mehr enthält als nur ein bisschen Obst.
Seinen „Hackepeter“ und die „Leberwurst“ mochten selbst Gäste, die sich nicht explizit für das vegane Hotelexperiment angemeldet hatten, und trotzdem probiert haben.
Aber von vorne:
Das Hotel Wandersleben im Städteeck Erfurt - Gotha - Weimar ist seit den 90er Jahren im Familienbetrieb Scheffel, beherbergt u.a. zahlreiche Handwerker, Geschäftsreisende und natürlich viele Wanderlustige (mit/ohne Kinder, mit/ohne Hunden). Die jüngste Tochter der Familie, die das Hotel betreibt, lebt seit einigen Jahren vegan und möchte in den nächsten Jahren nicht nur das Hotel einmal übernehmen, sondern auch ein bisschen gegen die doch sehr fleischlastige Abendkarte des Hotels vorgehen.
Dafür lud sie Stefano ein, Küchencrew und auch den Gästen zu zeigen, wie einfach und lecker vegane Küche sein kann - aber eben auch bodenständig, günstig und leicht zuzubereiten.
An den drei Abenden fanden sich jeweils ca. 15 Personen ein - sowohl aus ganz Deutschland angereist, als auch aus der Nähe -, um jeweils ein veganes 3-Gänge-Menü zu genießen und letztlich auch zu bewerten. Denn: die Siegerspeisen sollten es auf die Abendkarte schaffen und den Gästen zukünftig nicht nur auf Anfrage ein veganes Abendessen bescheren.
Alle Übernachtungsgäste kamen zudem in den Geschmack eines täglich wechselnden, veganen Frühstücks - inkl. Rührtofu, Pfannkuchen, süßen & herzhaften Aufstrichen sowie Obst und Gemüse.
Die Abendmenüs im Überblick:
1. Tag
Kartoffelstampf auf Lollo Bionda mit Räuchertofu und Orangenpfeffer
Teriyaki-„Geschnetzeltes“ mit Reis
Vanillepudding mit Himbeerpüree, karamellisierten Cashewkernen und Safranfäden
2. Tag
Möhren-Kokos-Suppe
Pasta in Weißwein-Knoblauchsoße mit Zuckererbsen, Rucola und „Parmesan“
Apfel-Birnen-Kompott mit gepopptem Amaranth und Chiasamen
3. Tag
Hummus-Variationen (Rote Bete, Chili, Kurkuma) mit Tomaten-Petersilien-Salat und frittiertem Fenchel
Seitanbraten mit Kartoffelklößen, Johannisbeer-Rotkohl und geschmorten Rotweinzwiebeln
Kakao-Himbeer-Cashewcréme mit Chiasamen und Weintrauben
Unsere Favoriten:
Heiko:
Kartoffelstampf - Seitanbraten - Möhrensuppe (Ja, Suppe geht auch als Nachtisch, wenn man nicht so sehr Süßes mag…)
Daniela:
Kartoffelstampf - Pasta - Cashewcréme
Die große Mehrheit entschied sich für das komplette Menü des zweiten Tages, was uns zu Teilen überraschte, aber sicherlich eine schöne Ergänzung zur bisherigen Speisekarte des Hotels wird.
Gerade hier zeigte sich wieder, dass viele Veganer, die sich schon lange pflanzlich ernähren, lieber keine Ersatzprodukte wie Soja oder Seitan mögen, sondern ihre Speisen durch klassisches Gemüse „ersetzen“ wollen.
Aber Stefano selbst und auch unbeteiligte Gäste mögen die deftige Küche am liebsten wie sich vor Ort heraus stellte, so dass hier die Gratwanderung zwischen klassischer Hausmannskost und veganen Neuheiten in den Menüs sehr gelungen war.
Wir freuten uns auf jeden der Abende, an denen an langer Tafel gemeinsam gegessen, getrunken (natürlich war auch die Weinauswahl vegan) und geredet wurde. Das Hotelpersonal hat sich grandios um seine Gäste gekümmert und nach getaner Arbeit hielt Stefano nicht nur Klönschnacks mit den Gästen, sondern las auch aus seinem neuen Buch „Stay true and never give up*“ (*Affiliate-Link) vor, in dem er erzählt, wie er letztes Jahr tapfer und vor allem vegan den Jakobsweg bestritt.
Während die Hotelgäste tagsüber nach Erfurt, Weimar, zur Wartburg oder den Drei Gleichen fuhren, gab es noch zwei weitere Highlights an diesem Wochenende für das Hotel:
Zum einen berichtete die Thüringische Landeszeitung über Stefanos Besuch in Wandersleben und zum anderen übernahm Stefano die Patenschaft für die hauseigenen Kaninchen, die nun nicht mehr geschlachtet werden, sondern im Hotelgarten mehr Auslauf und Grünfläche bekommen sollen.
Natürlich wird damit nicht sofort ganz das Fleisch von der Karte des Hotels verbannt sein, aber das lange, vegane Wochenende hat viel in den Herzen der langjährigen Mitarbeiter, der Familie und natürlich auch der Gäste (nicht alle lebten vegan) erreicht, um zukünftig einen großen, weiteren Schritt in die Pflanzenwelt zu gehen.
Nachdem viele Restaurants bereits umdenken und ihr Speisenangebot um vegane Alternativen erweitern, ist es grandios, dass sich ein familienbetriebenes Hotel auf dem Land traut, an der alt eingesessenen Speisenauswahl zu arbeiten und frischen Wind in die Karte zu bekommen.
Was wir an dem Hotel aber noch grandios fanden: Den schon genannten, sympathischen und tollen Service, flächendeckendes WLAN in jedem Zimmer, Kinder- und Hundefreundlichkeit, kostenlose Parkplätze vor der Türe, die individuell gestalteten Zimmer, die alle eine Geschichte erzählen und die Nähe zu Erfurt und Weimar - wirklich wunderbare Städte, die sich für ein verlängertes Wochenende immer lohnen.
Und, wer in Erfurt vegan essen will, sollte unbedingt für Fritten und Falafel (und Suppen) ins Kekoa und für die beste Schokolade weit und breit zur Goldhelm Schokoladenmanufaktur (hier sind dunkle Schokolade und ausgefallenste Sorbetsorten vegan) gehen.
Wir kommen bestimmt und gerne wieder und danken der ganzen Crew des Hotels, der Familie Scheffel und natürlich Stefano (sowie den Gästen) für dieses fabelhafte Wochenende in Wandersleben mit fantastischem Essen und einer tollen, sympathischen Lebenseinstellung, vegan auch aufs Land zu bringen.
Wer nun selbst einer der bezaubernden Zimmer in dem Hotel buchen will, ist hier genau richtig.
... Und wer weiß, vielleicht gibt es auf der riesigen Terrasse im Sommer ja auch noch ein veganes Grillfest - Stefano will schließlich auch gerne wieder kommen - als Koch, als Gast, als Freund.
[heiko & daniela]