Das war sie also, die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr. Für uns war dieses Jahr alles anders. Weil wir offiziell als Blogger akkreditiert waren. Weil Blogger nun auch von der Messe aus einen anderen Stellenwert haben als früher. Und, weil wir uns dieses Mal tatsächlich einen Plan zurecht gelegt haben mit Tagesterminen, Veranstaltungen und vorzeitigen Restaurantreservierungen.
Gelobt sei also das richtige Zeitmanagement, wenn man nicht irgendwann hungrig abends mit knurrendem Magen auf einer Lesung sitzen will oder sich von der Menschenmasse und der teilweise schlechten Laune - weil gestresst -, anstecken lassen möchte. Das sei also als Tipp vorweg genommen.
Auf der Hinfahrt kam uns noch die letzte Leipziger Buchmesse so vor, als sei sie erst gestern gewesen und das spricht wohl schon für sich. Etwas kleiner und kuscheliger als Frankfurt, ist die März-Buchmesse bekannt als Lesermesse, als publikumsnahe und als die bunte und quirlige Veranstaltung mit all den facettenreichen Kostümen, die hauptsächlich in Halle Eins zur dort parallel laufenden Manga-Comic-Convention zu bewundern sind.
Was mir da ja persönlich fehlt: Die Google-Glass-App, um all die Mangafiguren auch erklärt zu bekommen… Aber irgendwann schaffe ich auch mal mich in die Welt der Cosplayer einzulesen, ganz bestimmt.
Unsere Messetage waren Donnerstag, Freitag und Sonntag. Nachdem wir letztes Jahr samstags die Messe besucht haben, und uns kaum bewegen konnten, haben wir auf den Tipp verschiedener erfahrener und jahrelanger Besucher gehört und den Sonntag ausprobiert stattdessen. Okay, es gab dann kein tolles Lovelybooks-Treffen für uns und auch keine noch tolle Goodie-Bag, aber dafür Platz zum Atmen, und genug Möglichkeiten durch die Hallen zu schlendern und all das zu bestaunen, was man nach zwei Tagen (Do & Fr) noch immer nicht geschafft hatte.
Highlights der Messe waren für uns die persönlichen Gespräche mit Kiki vom Coppenrath-Verlag, die es geschafft hat, den eher unhöflichen Messekontakt aus Frankfurt mehr als wieder wettzumachen. Und die äußerst sympathische Unterhaltung mit Katharina vom Dumont-Verlag, die sich auch spontan noch viel Zeit für ein professionelles Blog-Gespräch genommen hat.
Gleich zu Beginn der Messe gab es dann noch ein Treffen der zukünftigen Bookbytes-Autoren, dem neuen Tech-Blog vom Börsenblatt, der zeitgleich seinen Launch feierte. Mit im Boot sitzen u.a. Leander Wattig, Katharina Gröger uvm. Ein Blick lohnt sich bereits jetzt auf das Startprojekt.
Neben persönlichen Terminen gab es zwei weitere strahlende Höhepunkte in Leipzig.
Da sind einmal die neu entwickelte Blogger-Lounge im Zeichen von buchmesse:blogger zu erwähnen. Sie war der Ruhepol, die Möglichkeit, sich nach vielen Kilometern Strecke durch die Hallen hinzusetzen, ein Käffchen oder Tee (kostenlos) zu trinken und natürlich zu netzwerken - im persönlichen Gespräch oder via WLAN und Tischen über den eigenen Computer.
Und ganz eng damit einhergehend das zweite tolle Erlebnis: Der Zusammenhalt und die Herzlichkeit unter Buchbloggern. Wir haben uns riesig gefreut u.a. Daniela von Brösels Bücherregal, Katharina von Textverliebt, Karin von Buchgefieder, Christian von Literaturpirat uvm. wiederzusehen. Und auch sehr viele, neue Gesichter für uns kennenzulernen, was u.a. Simone von Papiergeflüster zu verdanken ist, die freitags ein inoffizielles Bloggertreffen in der Lounge organisiert hat. An der Stelle 1000 Dank für die Idee und Umsetzung.
Dann gab es natürlich auch noch Verlagshighlights. Hier seien die #Walselfie-Aktion des Magellan-Verlags zu nennen, die Orimotos des Loewe-Verlags, oder aber endlich ein Jugendbuch mit Hightech-Themenbezug aus dem Südpol-Verlag.
Eher zufällig waren wir am Sonntag zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Am Stand des Droemer Knaur-Verlags war Lilly Lindner zum Gespräch eingeladen. Das Buch „Splitterfasernackt“ habe ich vor Jahren gelesen, ihr neues Buch „Winterwassertief“ ist die Fortsetzung einer rührenden wie schockierenden Biografie einer jungen Frau, die erst vergewaltigt wurde, im Jugendalter Essstörungen verfiel und schließlich ein paar Jahre später ihr Geld als Prostituierte in Berlin verdiente. Die 30 Minuten Unterhaltung hallen immer noch nach. Lilly schafft es in kurze Zeit viele Worte zu packen, die einen aufrütteln, bewegen und nicht mehr loslassen. Neben „Winterwassertief“ ist dann also auch noch ihr Jugendbuch „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ auf meine Wunschliste gewandert.
Überhaupt: Der Wunsch mehr Zeit zum Lesen zu haben und jede Menge neuer Bücher zu kaufen, wird von Stand zu Stand und Halle zu Halle größer. Da wächst nicht nur die Leseliste, sondern auch die mitgebrachten Andenken an vier Tage Leipziger Buchmesse.
Wer, wie wir, sich Samstag die überfüllten Hallen, einseitig gesperrten Übergänge und motzigen Familien nicht mehr antun möchte, dem empfehlen wir einen Blick in das sonstige Leipzig liest-Programm - denn auch die Stadt hat während der Zeit jede Menge Veranstaltungen in Buchhandlungen, Kirchen, bei Amazon oder in Clubs zu bieten.
Bei uns ging es, passend zum dieses Mal eher kühlen Wetter, düster zu im DarkFlower Alternative Club. Hier gab es von 17-21 Uhr ein wild gemixtes Potpourri aus Märchen-, Crime-, Steampunk- und Erotik-Häppchenlesungen. Eine gelungene Mischung und willkommene Abwechslung zum parallel laufenden Messetrubel. Einziges Manko der Location: Kein WLAN, weil dann ja die Leute auf Facebook posten würden, dass es ihnen gefällt und damit die Kunden vergrault. Ach so.
Apropos WLAN: Als Akkreditierter der Messe erhält man für drei Endgeräte einen passwortgeschützten Zugang zum flächendeckenden Netz auf dem ganzen Gelände, einen gemütlichen Parkplatz vor der Türe und im Pressebereich auch eine nützliche Garderobe für lästige Wintermäntel und Gepäck. Dankeschön dafür.
Ein letzter Dank gilt Anja vom Bücherblog, die uns über Umwege selbst gebackene Nussecken hat zukommen lassen. Die waren köstlich und genau das richtige für eine früh morgendliche Stärkung!
… und dann hat da noch Karla Paul zur Lesung eingeladen. Gemütlich wurde es Freitag Abend und kuschelig, als wir alle Joanna Rakoff lauschen durften, die mit „Lieber Mr. Salinger“ eine Hommage an den Autor des Roggenfängers geschrieben hat, aber auch an eine Zeit, in der es noch keine Computer gab und New York schon seinen ganz eigenen Charme hatte…
Leider kam das Buch erst nach der Veranstaltung bei uns zu Hause an, aber auch ohne persönliche Signatur bin ich auf dieses poetische Meisterwerk sehr gespannt - besonders nach diesem eindrucksvollen Gespräch und der Lesung im Horns Erben.
Nach der Messe ist vor der Messe
Fast eine Woche haben wir in Leipzig verbracht, außerhalb der Stadt - Airbnb sei Dank - auf einem Schloss übernachtet und die wilde Paarung aus buntem Treiben und ruhigem Abschalten sehr genossen. Wie viele andere, hat auch uns der Messeblues erfasst und wir schwelgen in Erinnerungen an schöne Begegnungen, interessante Gespräche und viele sympathische Gesichter (Ausnahmen gibt es leider immer… ich sag nur kein Rezensionsexemplar von Eleanor & Park, auch nach 1 Monat Zusage (!), immer noch nicht. Und leider gab es keine Hilfe beim entsprechenden Verlagsstand).
So erfreut uns umso mehr die Willkommenspost, die uns erwartete, als wir zu Hause ankamen: Viele Bücher, ein Katalog, eine Zeitschrift und nette Worte auf Ansichtskarten. Die Zeit des Vermissens wird so ein wenig gelindert und weckt Vorfreude auf den Herbst und Frankfurt, aber auch auf nächstes Jahr Leipzig mit dann hoffentlich wieder mehr Sonnenstrahlen auch draußen!
[daniela]