Am Samstag gab es von Sarah wieder eine Lesenacht mit tollen Aufgaben - passend zum Buch und wach bleiben. Mein 31. ungelesenes Buch war „After Passion". Das habe ich so entschieden, nicht abgezählt. Dafür liegen hier zu viele Bücher an zu vielen Stellen, ihr kennt das.
Der Ruf und auch die Storyidee eilt dem Buch voraus, vielleicht, weil es mit Bestsellern verglichen wird, die alle - zumindest dem Namen schon mal nach gehört haben: Twilight und Shades of Grey. Und, weil es nicht um Vampire geht, musste ich es lesen. Auch, weil es so ein wundervolles Cover hat.
Tessa Young ist alles, was man sich unter einem braven, etwas spießigen und vor allem intelligenten Mädchen vorstellt. Sie hat Bestnoten und wird mit Kusshand auf der Washington State University aufgenommen. Sie hat einen Vorzeigefreund, der sich brav benimmt und ihr ein Jahr später auf die Uni folgen will und sie trägt weiße Blusen und Faltenröcke. Und sie ist vor allem eines: Die Vorzeigetochter ihrer Mutter, die es so viel besser haben soll, als es die eigene Familie je geschafft hat.
Doch was will Tessa?
Sie will lernen, sie mag Bücher, sie hätte während der Unizeit gerne wieder einen Job und ein Auto fehlt ihr auch noch zum Schritt ins erwachsene Leben.
Dann lernt sie nicht nur ihre Wohnheim-Mitbewohnerin Steph kennen, die ihre Seite des Zimmers mit dunklen Postern geschmückt hat und so viel punkiger ist als Tessa. Sie lernt auch einen von Stephs Freunden kennen: Hardin Scott. Gepierct. Tätowiert. Der Rüpel unter den männlichen Studenten, wären da nicht seine leuchtenden Augen, die Tessa von Anfang an zum Schwärmen und Schmelzen bringen.
Aber, was nicht sein darf, nimmt dann doch seinen Lauf. Und, obwohl sie von allen gewarnt wird, sich auf Hardin einzulassen, kann sie einfach nicht anders und die beiden kommen sich auf ganz verschiedenen Ebenen sehr nahe. So nahe, dass Tessa auf eine Weise schneller erwachsen wird, als sie dachte - zunächst auch ohne materielle Dinge wie dem gewünschten Auto und Job.
Was als Fanfiction auf Wattpad begann, ist nun vom Heyne-Verlag als vierteilige Buchserie verlegt worden.
Und, wer sich fragt, was auf mehr als 700 Seiten denn noch passieren kann als eine Geschichte zu erzählen, die augenscheinlich schon von anderen Autoren als Fanfiction erzählt wurde, der kann beruhigt „After Passion" (Teil 1) lesen - es ist definitiv anders, als Shades of Grey, auch, wenn die Vergleiche „unschuldiges Landei" trifft auf „erfahrenen Badboy" manchmal auf der Hand liegen.
Das Problem dieses Buches ist aber weniger die Geschichte, sondern viel mehr die Längen dieses Romans. Nach der Hälfte, die flott, romantisch, prickelnd erzählt ist, drehen sich die Gedanken der Protagonistin im Kreis und man will sie als Leser am weißen, gebügelten Blusenkragen packen und rütteln - wegen ihrer Naivität, wegen der ständig wiederholenden Probleme, die sie sich selbst einredet.
Ist sie noch so strebsam und intelligent, muss sie noch viel lernen, wie das Leben richtig läuft, was es heißt Gefühle für jemanden zu haben und was es heißt tief und innig geliebt zu werden.
Ihre Brille der Verschleierung wird zwar nach einiger Zeit wieder klarer, aber erst zum Schluss scheint sie so richtig gelernt zu haben mit sich und Hardin umgehen zu können.
Zumindest glaubt sie es... und ein erster Teil wäre nichts ohne einen spannenden Cliffhanger.
Es bleibt deshalb mit Vorfreude abzuwarten, was Anna Todd in ihren Folgeromanen über Tessa und Hardin zu erzählen hat - über die erste, wirklich große Liebe, wahre Gefühle und das manchmal so schwierige Erwachsenwerden.
[daniela]