Hope Forever von Colleen Hoover

Hope Forever ist das erste Buch, das ich von Colleen Hoover gelesen habe, obwohl „Weil ich Layken liebe“ auch immer noch auf meiner Leseliste steht… Aber so ist das eben manchmal und so bin ich eher zufällig durch die diesjährige Frankfurter Buchmesse auf das neue Buch der amerikanischen Schriftstellerin aufmerksam geworden.

Schon der Klappentext machte neugierig und hielt deutlich mehr bereit als man vorher ahnen konnte. Vorweg sei also gesagt, wer eine Teenager-Liebesgeschichte von dem Buch erwartet, ist definitiv richtig. Aber das Buch hat so viel mehr zu bieten als die große, erste Liebe, Herzschmerz und rosa Wölkchen.

 

Sky ist 17 Jahre alt und unterscheidet sich zu anderen gleichaltrigen Teenagern in fast allem: Sie wurde als junges Kind adoptiert und wächst ohne Fernseher, ohne Handy, ohne Internet auf. In einem sehr behüteten, neuen Elternhaus; das schließt auch den High School-Unterricht daheim ein. Doch für ihr letztes Schuljahr kann sie - mit Hilfe ihrer besten Freundin Six, die gleich nebenan wohnt - ihre Mutter überzeugen, sich an der High School anzumelden und einen ganz normalen Schulabschluss für die Uni zu machen.

Doch ganz normal ist bei ihr einfach auch dort nichts: Die Begrüßung an der Schule fällt miserabler aus, als sie gehofft hatte - offensichtlich hat sie den Ruf der „Schlampe“ schon weg, noch bevor sie die Chance hat, ihre Mitschüler persönlich kennenzulernen. Dabei ist Sky genau das nicht. Sie empfängt zwar durchaus abends Männerbesuch durch ihr Zimmerfenster, doch mehr als Küssen wird nie daraus. Sie empfindet bei körperlicher Nähe nichts und kann sich auch nicht erklären, warum sie lieber ihre Leuchtsterne am Himmel zählt, als sich auf junge Männer einzulassen und das Leben mit ihnen zu genießen.

 

Viel lieber isst sie mit Six Eis, guckt Filme und wird sie schrecklich vermissen, während sie die Schulbank drückt und Six ihr lang ersehntes Auslandsschuljahr absolviert.

Und so kann Six ihr auch nicht helfen, als sich Sky doch viel lieber wieder den Heimunterricht wünscht, weil ihre Mitschüler nun ihr nächstes Mobbingopfer in ihr gefunden haben. Doch Sky ist auch zu stolz, ihr Vorhaben aufzugeben und schlägt sich wacker mit taffen Sprüchen und selbstbewusstem Verhalten durch die Schulstunden und den ersten Schultag.

 

Und, als sei das nicht schon genug für einen Montag, begegnet sie ausgerechnet nachmittags an der Supermarktkasse einem jungen Mann, von dem sie einfach die Augen nicht lassen kann. Es passiert, was sonst nie passiert: Sie bekommt weiche Knie, wird rot, fängt an zu stottern. Doch dieser junge Mann ist nicht irgendwer, sondern er ist Dean Holder. Der, der letztes Jahr auf der High School gefehlt hat, dem man ein Jahr Jugendarrest nachsagt, weil er einen anderen Jungen krankenhausreif geschlagen hat. Will Sky wirklich mehr über ihn erfahren? Und warum hat er sie so eindringlich angesehen?

 

Die Dinge nehmen ihren Lauf und zwar nicht nur wortwörtlich, denn Skys größtes Hobby ist das Joggen. Zufällig auch Holders. Und so bleibt nicht aus, dass die beiden sich doch näher kennenlernen - schließlich gehen sie auch in gleiche Kurse an der Schule. Von der ersten Begegnung an verbinden die Beide eine große Nähe und Vertrautheit, die sich keiner erklären kann. Bis Holder mehr über Sky herausfindet, als ihr und allen anderen lieb ist. Wird das diese noch junge, eher zaghafte Beziehung zerstören? Will Sky über ihre Vergangenheit überhaupt so viel erfahren, an die sie sich nur bruchstückhaft bis gar nicht erinnern kann? Und warum will auch ihre Adoptivmutter, die sonst so tolerant und offen ist, ihr auf einmal den Kontakt zu Holder verbieten?

 

Auf etwas mehr als 500 Seiten schreibt Colleen Hoover eine sehr berührende (Liebes-)Geschichte mit viel Tiefgang und großer Dramatik. Die Probleme und die Vergangenheit holen Sky und Holder mit einer großen Wucht und Vielzahl ein, so dass man auch als Leser manchmal tief durchatmen muss. Dennoch wird mit einer großen Stille erzählt, die bisweilen von einer Grundtraurigkeit untermalt ist, die immer knapp am Mitweinen kratzt.

 

Die kurzen Sky-Erinnerungsfetzen zwischendurch dienen der besseren Aufklärung und lassen den Leser durchaus miträtseln, was Sky nun alles Schreckliche widerfahren sein und was Holder damit zu tun haben könnte. Aber sie verraten nie zu viel, so dass es immer noch viele Überraschungsmomente gibt und das Buch bis zum Ende ein Pageturner bleibt.

Einer, wo die Taschentücher daneben liegen sollten - jederzeit griffbereit.

Einer, der so viel über die wahre Liebe erzählt, dass über kleine Logiklücken, die in den Verrissen auf großen Buchplattformen erwähnt werden, getrost hinweg gesehen werden kann.

Und einer, der mit Seite 507 leider zu Ende ist (ohne wirklich offen zu bleiben), auf denen so viel gesagt wurde, wie es in manchem Mehrteilern nicht zu finden ist.

Und dennoch wird es ab Frühjahr nächsten Jahres einen Fortsetzungsband geben, auf den ich schon sehr gespannt bin.

 

 

[daniela]