Es war heiß und wir brauchten das Eis. Oder so ähnlich konnte man sich unseren Besuch letzte Woche in einer großen Buchhandlung auf der Suche nach einem New Yorker Kochbuch für Freunde vorstellen.
Der Sommer in Deutschland war auf seinem Höhepunkt und wir wurden von diesem wunderbaren Frozen-Pops-Buch angelächelt. Also über den Umweg Supermarkt schnell nach Hause, um Eis herzustellen...
So weit, so gut. Und natürlich mussten wir auch gleich eines vom Deckblatt ausprobieren - mit Brombeeren, Blue-Curaçao, Puderzucker und frischer Minze als Zutaten. Sieht auf dem Cover bereits toll aus und klingt auch erfrischend.
Schon im Rezept steht, man solle Brombeerpüree herstellen und frieren. Wer genau auf das Bild guckt und die Farben von Brombeeren kennt, stellt sich eigentlich schon da die Frage: Wie soll das durchsichtig werden? Aber es gibt ja manche Zauberreaktionen von Lebensmittelkombinationen und so hofft man - vorweg gesagt vergebens - auf die Transparenzwirkung von Puderzucker auf ein Wasser-Brombeer-Curaçao-Gemisch. Das restliche Auffüllen mit Minzblättern und blauem Alkohol nach einer Stunde Gefrierzeit hilft übrigens auch nicht, aus dem tief brombeerfarbenen Eis noch ein durchsichtiges zu machen.
Wir haben nach dieser Erkenntnis noch ein wenig selbst experimentiert - ohne Püree, nur mit Früchten, Wasser, Zucker, Minze und Alkohol, aber transparent wurde eigentlich keines von vier Versuchen (siehe Fotos). Oder anders gesagt: Viel Wasser, wenig Früchte, wenig Minze und ein minimaler Schluck blauer Alkohol wird wahrscheinlich helfen, das Eis annähernd so wie auf dem Foto aussehen zu lassen - das wäre nach vier Fehlversuchen jedenfalls unser Rezeptvorschlag:
Pro Eis am Stiel-Form
- 2-3 Brombeeren hinein legen (am besten gefroren, denn sobald sie Saft absondern wird das Eis nicht mehr durchsichtig).
- Kleine Minzblätter hinzufügen und mit Wasser aufgießen. Eine Stunde anfrieren und nun mit ein paar Tropfen Blue Curaçao auffüllen.
- Nach ca. vier Stunden im Gefrierfach fertig verzehrbar.
Nun steht - clevererweise - im Anhang des Buches, dass keine Gewährleistung übernommen wird für die angegebenen Rezepte. Natürlich nicht. Essensbilder zeigen oft das Optimale, insbesondere in der professionellen Kochbuchwelt - das weiß ich nicht erst durch mein Studium und das Fach Fotografie. Aber es ist immer ein Anreiz für den Nachkochenden zu Hause es so hinzubekommen wie abgebildet. Zumindest ist es das, warum meiner Meinung nach die Kochbücher immer mehr bebildert und immer bunter gestaltet sind. Es ist doch toll zu sehen, was man da bastelt und was es mal werden soll.
Und, wir sprechen hier über Eis am Stiel, nicht ein 8-Gänge-Menü eines Sterne- oder Michelinkochs. Also etwas, das durchaus ausgefallen sein darf und trotzdem mit einfachen Mitteln herzustellen sein sollte (so lange es keinen Hinweis auf einen extrem hohen Schwierigeitsgrad gibt).
Für mich deshalb ein Buch, das definitiv durch eine gute Rezension fällt. Denn, wenn nur die Hülle stimmt - also das Design und die Aufmachung, aber nicht der Inhalt bzw. die Beschreibung nichts mit den scheinbar passenden Fotos zu tun hat, sind 20 Euro viel für etwas, was zu Hause nicht funktioniert und frustriert. Und hier geht es mir nicht mal um den Preis an sich. Auch geschenkt hätte dieses Kochbuch frustriert.
Dennoch werden wir sicher noch ein paar Rezepte ausprobieren und sind experimentierfreudig genug, die vorgeschlagenen Ideen zu unserem eigenen Eis am Stiel abzuwandeln. Aber das ist nur etwas für Menschen, die gerne improvisieren; nicht für diejenigen, die sich gerne an ein Rezept gehalten hätten. Sehr schade.
[daniela]