Die Reihe Mord und Nachschlag des Oktober Verlags vermischt die beiden Genres Krimi und Kochbuch miteinander. Kein Wunder also, dass ich nicht wiederstehen konnte.
Frank Winter hat zwei Krimis in dieser Reihe bisher herausgegeben, die beide in Schottland spielen. Ich mag Tee, Whisky, Schottland und gutes Essen. Da Schottland auch noch auf der Liste der nächsten Urlaubsziele ganz oben steht, kam ich nicht drumherum.
Angus MacDonald ist Feinschmecker und Gourmetjournalist, der einen Kreuzzug gegen den schlechten Geschmack und zum Schutz der schottischen Küche führt. Als ihm in zwei Restaurants undefinierbares Fleisch auf dem Teller serviert wird, kocht das schottische Gemüt über und bringt sein Blut in Wallung.
Die darauf folgenden Ereignisse führen sowohl durch Schottland, als auch durch die unterschiedlichsten kulinarischen Besonderheiten Schottlands.
Der Krimi ist gut geschrieben, mit einer ausgewählt guten Sprache. Die Kapitel folgen episodenartig und sind in sich abgeschlossen. Dem Leser bleibt dabei natürlich die Aufgabe überlassen, die fehlenden Stunden, mit seinen eigenen Schlussfolgerungen zu füllen. Mir liegt diese Art von Leseerfahrung, das trifft aber bei weitem nicht auf alle Lesertypen zu. Der Autor nimmt einen hier nicht an die Hand und erklärt jede Schlussfolgerung der Protagonisten. Ich kann verstehen, wenn man das unübersichtlich und anstrengend findet.
Meine eigene Leseerwartung an diese Krimireihe war extrem hoch, da ich vor Jahren mit dem Autor Robert Crais schon ähnliche Erfahrungen gemacht habe. In seiner Reihe um Elvis Cole und Joe Pike, bereitet der Protagonist ein oder zwei Speisen selbst zu und einige dieser Rezepte sind in mein stehendes Repertoire übergegangen. Frank Winter beschreibt die Rezepte leider nicht im laufenden Buch, sondern hängt eine Rezeptsammlung im hinteren Teil an. (Da dies mein erster Blick in die Reihe ist, kann das natürlich auch eine Rahmenbedingung sein.)
Leider wird nur ein kleiner Bruchteil der erwähnten, gegessenen und zubereiteten Speisen in der Rezeptsammlung aufgeführt. Was mich persönlich extrem enttäuscht zurück gelassen hat.
Die Idee hinter dem Protagonisten gefällt mir gut, die Umsetzung ist jedoch noch ziemlich holprig. Angus MacDonald kommt einem vor, wie eine Mischung aus Horst Lichter (Fernsehkoch), Hulk Hogan (Statur und Temperament) und Sir Patrick Stewart (schottischer Gentleman). Leider greifen diese Eigenschaften nicht sehr sauber ineinander. Es ist daher eher amüsant als beeindruckend, wie der Protagonist agiert und hat manchmal noch etwas mit fremdschämen zu tun.
Ich werde auf jeden Fall auch noch den Nachfolgekrimi mit dieser Figur lesen, da mich die Grundidee begeistert und ich hoffe, dass sich im Nachfolgeband die störenden Ecken und Kanten abgeschliffen haben.
[heiko]