Neulich schrieb jemand auf Twitter:
"Schade um die Buchhandelslandschaft - ein platter Einheitsbrei geworden :-( Kauft lokal, Leute, echt jetzt."
Recht hat er. In Zeiten der Hugendubels und Mayerschen, in Zeiten von eBooks und Amazon und in Zeiten der Schnellebigkeit und Hektik, gibt es kaum noch Platz für serviceorientierte Buchhandlungen, in denen der Buchhändler noch weiß, welchen Buchgeschmack du hast und welches Buch zu dir passen könnte, weil du Buch xy gekauft hast.
So auch in Hamburg. Okay, hier heißt Hugendubel Heymann und Amazonlieferungen sind sehr von der Lieferung der DHL abhängig, aber sonst scheint wohl einigen Einzelhändlern auch hier in der schönen Hansestadt der Mut zur Individualität zu fehlen... oder etwa doch nicht?
Vor einem halben Jahr (ziemlich genau) eröffnete in Eppendorf ein kleines Krimibuchcafé. Okay, der Stadtteil ist in Hamburg verschrien als schnicke und so, aber letztlich ist mir egal, wo tolle Läden aufmachen, deshalb lediglich als lokaler Hinweis gedacht, für Interessierte.
Jedenfalls haben wir das schon durch Twitter (ohne gemeinsamen Account) mitbekommen, ein Blick in die schnelllebigen Medien lohnen sich zwischendurch also auch mal.
Auf dem Lehmweg 35 steigt man ein paar Stufen hinunter ins Souterrain und landet in einem kleinen süßen Krimibuchladen, der sich hauptsächlich auf skandinavische Krimis spezialisiert hat (für alle Insider: der Name Jussi kommt als Namensinspiration durch den gleichnamigen Hund Wallanders).
In hellen Farben gehalten, läuft man durch verschiedene Räume im Kreis. Vom "Krimizimmer" zu den Kochbüchern, an der Toilette vorbei (ich mag ja fremde Badezimmer nicht sonderlich, aber selbst dieser Besuch lohnt sich. Spätestens, wenn ihr die Seife in der Hand haltet, wisst ihr, wovon ich spreche!) bis hin zum "Kinderzimmer", findet sich hier deutlich mehr als nur den neuen Jo Nesbø.
Wir konnten hier sogar eine Freundin glücklich machen, in dem wir bei Bianca Jarske (der lieben und herzlichen Besitzerin von Jussi) einen Färöer-Insel-Roman kaufen konnten, weil die Freundin schonmal Urlaub dort gemacht hat. Sie war ganz begeistert, dass sogar dieses exotische Reiseziel Thema eines Buches ist (das hätten wir bei Amazon nie gefunden, Jussi hatte es vorrätig!).
Wer sich an seine eigene Kindheit erinnert: Viele Kinderbücher sind von skandinavischen Autoren verfasst und sie sind alle hier vereint! Wer also seinem Kind, Enkel, Patenkind oder jung gebliebenen Freunden etwas von Pippi Langstrumpf, den Mummins oder Willi Wieberg schenken mag, ist hier ebenso goldrichtig aufgehoben!
Gleiches gilt für eBook- und Hörbuchfreunde. Es gibt sogar eine kleine, gemütliche Hörbar, in der in die Neuerscheinungen reinghehört werden kann.
Und, wer immer noch nicht genug hat und vor allem vor lauter Stöbern hungrig geworden ist, landet bei seinem Spaziergang durch das kleine Paradies wieder bei Bianca und der leckeren Speiseauswahl. Drei bis vier tolle Kuchen (Quark-Beere, Ananas-Schoko-Käse, Birne-Walnuss-Streusel, Rübli, Preiselbeer-Mohn u.v.a.) und ein Bananenbrot stehen meist immer in dem kleinen Kühlschrank appetitlich wartend auf die Gäste und das tolle daran: ein bis zwei davon auch immer vegan.
Vegan gibt´s hier auch die Milch und Sahne (für die Getränke oder saisonalen Waffeln).
Und, wer es ganz skandinavisch mag, für den gibt es leckeres Smørrebrød, frisch belegt mit Käse, Wurst, vegatarischem und/oder veganem Aufstrich (für 5 Euro).
Für alle Veranstaltungsliebhaber sei gesagt, dass hier mindestens einmal im Monat kleine Lesungen stattfinden, die durch die Persönlichkeit und Gemütlichkeit des Ladens bestechen. Meistens lesen regionale Autoren aus ihren Büchern, manchmal sind es auch saisonale Veranstaltungen, wie bspw. zu Weihnachten skandinavische Weihnachtsgeschichten und -bräuche. Die aktuellen Veranstaltungen sind sehr gut hier zu finden.
Und wer immer noch nicht genug hat von Jussi (wie wir), der komme immer sonntags um 20:15 Uhr zum Tatort schauen vorbei. Für größere Gruppen sei eine Reservierung empfohlen, ebenso wie Schleckermäuler, die ihr Abendbrot vor Ort genießen wollen (selbst gebackenes Brot mit Aufschnitt und Aufstrichen, so viel man mag für 8 Euro!). Der Eintritt ist frei, aber irgendetwas probieren lohnt sich immer!
Kleiner Tipp: Tini Jarske, auch besser bekannt als Kleiderfee, stellt einige ihrer selbst gemachten Monstermützen, Taschen, Ohrringe etc. bei Jussi zum Verkauf zur Verfügung ebenso sind Bilder einiger lokaler Künstler dort zu erwerben. Ein Blick an die Wände, wo keine Bücher stehen, lohnt sich also auch! :-)
Wichtiger Hinweis: Hier geht es übrigens zum Onlineshop (der alle Bücher beinhaltet, nicht nur Krimis). Wer in Hamburg bestellt und seine Bücher vor Ort abholt, bekommt einen Espresso gratis als kleines Dankeschön (gibt es bei Amazon ja auch nicht!) und wer nicht in Hamburg wohnt, aber trotzdem lokale Ideen unterstützen will, bestellt einfach auch online bei Jussi. Das ist so einfach wie in jedem anderen Onlineladen auch und tut auch gar nicht weh! Ganz im Gegenteil, nur so kann der Einheitsbrei verhindert werden, der echt nicht mehr schön ist! Also los, ran an die Bestellungen, ihr Leseratten!
[daniela]