Mias Leben kann beginnen. Sie hat gerade erfolgreich ihr Studium beendet und einen Freund, den sie über alles liebt. Er schenkt ihr eine Reise nach Italien (zum Schauplatz ihrer Lieblingsbücher) zum Studiumsende und unterstützt sie in ihrem Alltag, wo er kann.
Doch mit einem tut er sich auch nach vier Jahren Beziehung noch schwer: endlich zusammenzuziehen. Mia würde es sich doch so sehr wünschen, insbesondere, da sie auch tagsüber so viel arbeitet, dass sie sowieso die wenige Zeit, die ihnen bleibt, gemeinsam verbringen.
Doch, da ist noch mehr, womit Mia zu kämpfen hat: auch nach langer Zeit wird sie in ihrem Job immer nur als "die Neue" angesehen, obwohl sie sich anstrengt, diesen "Ruf" loszuwerden. Sie arbeitet mehr als ihre Kollegen, sie arbeitet krank von zu Hause aus und sie will endlich eine angesehene Mitarbeiterin werden und nicht mehr das Küken sein... Doch dann passiert der Supergau, als sie nach lang andauernden Fieberkrämpfen, die sie versucht zu ignorieren, zusammenbricht und im Krankenhaus wieder aufwacht. Die Diagnose: Hautkrebs im fortgeschrittenem Stadium. "Scheiße", sagt der Arzt, aber was Mia durchmacht danach, ist nicht so einfach in nur ein Wort zu fassen: Sie verliert ihre Freunde und letztlich auch ihren Freund und damit auch die Lust an ihrem eigenen Leben. Wenn andere nicht mehr mit ihr umgehen können, wie kann sie es dann selbst? Sie kann und will nicht mehr. Es scheint, als können ihr die Ärzte und Therapeuten auch nicht mehr helfen.
Bis sie einen Entschluss fasst: Reisen. In den Zug setzen und weg. Weg von zu Hause. Weg von all den positiven und negativen Erinnerungen an die Zeit vor und nach der Diagnose. Einfach treiben lassen.
Womit sie nicht rechnet: jemanden kennenzulernen. Jemanden, der offensichtlich auch die Flucht ergreift und einfach nur weg will: Samuel. Er begegnet ihr im Zug und fühlt sich auf Anhieb zu ihr angezogen. Doch er kommt nicht an sie heran und die Wege trennen sich in Budapest, ihrer ersten zufällig gemeinsamen Destination. Doch dann trifft er sie plötzlich wieder und sie sitzen wieder gemeinsam in einem Zug weiter Richtung Süden. Kann er sich Mia nun annähern, obwohl sie keine Nähe will? Und all ihre Macken, Ticks und "Anfälle" ertragen? Kann er Mia neuen Lebensmut bringen und ihr gebrochenes Herz erobern? Oder meint es das Schicksal erneut nicht gut mit Mia?
Elisabeth Wagner erzählt mit ihrem Roman "Bring mich heim" eine gefühlvolle, melancholische und traurige Geschichte eines jungen Mädchens, das all ihren Lebensmut und ihre Lebensfreude verloren hat und jeden Tag neu verzweifelt über ihre Situation, die furchtbare Diagnose und darüber, dass es keine (langfristigen) Ziele und Freunde mehr in ihrem Leben gibt.
Und sie erzählt auch, dass es der Liebe bedarf, um weiter leben zu wollen und Menschen gibt, für die es sich lohnt zu leben und die mit all ihrer Geduld und Macht der Liebe einen so akzeptieren, wie man ist und nicht bei Problemen weglaufen oder gar die Flucht ergreifen.
Für dieses Buch braucht man Taschentücher und Zeit. Denn von Beginn an bewegt einen die Geschichte so sehr, dass man wissen möchte, wie es weiter geht. Die Zeitsprünge zwischen vor und nach der Diagnose und auch der Perspektivwechsel zwischen den Hauptprotagonisten Mia und Sam bauen zusätzlich einen Spannungsbogen auf, der einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt.
Ein wunderbares Buch über das Leben und die Liebe und warum es sich wirklich lohnt zu leben und jeden Tag zu kämpfen, wenn es sein muss.
[daniela]