Ebbe und Glut von Katharina Burkhardt

Zum Inhalt: Nach einer gescheiterten Ehe und der Kündigung im Job, antwortet Mia mit Ende 30 auf eine Kontaktanzeige, die sie neugierig macht: Arthur sucht eine Frau, die ihm mit Blow Jobs befriedigt für eine finanzielle Vergütung. Ohne fummeln und anfassen. Was so steril beginnt, scheint irgendwann wieder aufzuhören, als Mia mehr von Arthur wissen möchte. Er will keine Fragen beantworten müssen und glaubt, mit Geld sei alles getan... Und doch hat nicht nur Arthur eine geheimnisvolle und erlebnisreiche Vergangenheit hinter sich, die beide Hauptprotagonisten auf einen Weg der Liebe führen, der steinig, unergründlich und manchmal auch für beide in ganz unterschiedliche Richtungen geht...

Aus meiner Leserunde folgt hier die Rezension, natürlich etwas gekürzt, um nicht zu viel zu erzählen... :-)

 

Bevor ich hier einzelne Leseeindrücke kapitelweise posten konnte und über die einzelnen Protagonisten grübeln konnte, warum sie sich wie verhalten, ist es passiert: ich habe die Nacht durchgelesen und heute Vormittag geschafft, es zu Ende zu lesen. Ich wollte nur eben ein paar Zeilen lesen, und dann wurde ich immer mehr in den Bann einer erstmal vorhersehbaren Liebesgeschichte gezogen.

 

Viele Geschichte aus Romanen und auch aus dem echten Leben fangen erst einmal mit unverbindlichen Treffen an, weil sich einer oder beide aus den verschiedensten Gründen heraus nicht traut, Gefühle zuzulassen oder meinen alles damit kaputt zu machen, wenn aus dem Spaß wirklich ernst werden soll...

 

Doch ich wollte von Anfang an wissen, was Arthur für ein Geheimnis in sich trägt. Warum er so viele Momente abweisend ist und dann wieder sehr liebevoll. Warum er nichts erzählen möchte, keine Fragen beantwortet und auf Distanz geht, obwohl er Mia zu mögen scheint.

 

Das hat mich mindestens bis zur Hälfte des Buches davon abgehalten zu schlafen und ein andermal weiter zu lesen...

 

Auch, wenn es in Mias Leben um die immer gleichen Klischees einer Trennung geht (Seitensprung), nimmt die Geschichte an Fahrt auf mit seinen ganzen realen Umständen (was ist nur mit Arthur los?). Es werden richtige Geschichten erzählt und keine rosa-rote Wolke inszeniert. Es ist nicht alles toll und es ist die ganze Umgebung, die alle prägen. Mehr möchte ich hier nicht verraten. Das Buch hält zu viele Überraschungen bereit, die man selbst lesen sollte...

 

Insgesamt also ein tolles Buch, das sich mit über 800 Seiten (im eBook-Format) wertvolle Zeit nimmt, die Charaktere entwickeln und wachsen zu lassen, deren Schicksale und Gefühle zu beleuchten, ohne dass dem Leser je langweilig wird. Ganz im Gegenteil: man ist gespannt auf jedes einzelne weitere Puzzleteil, das das große Ganze ergibt und das sich nur fügt, wenn man weiter liest. Eine wirklich schöne und ruhige Liebesgeschichte, die sich langsam entwickelt, manchmal rührend ist, aber oft neugierig und nachdenklich stimmt.

 

Im Prolog heißt es: "Manche der Erinnerungen würden erst Jahre später wieder auftauchen und an Bedeutung gewinnen. Dann, wenn das eigene Leben sich weiter gedreht hatte, wenn die Reise in einem ganz neuen Licht erschien." Und irgendwie trifft dieser Satz wohl auf jeden in diesem Roman zu. Und eigentlich auch auf einen selbst, wenn man mal genauer nachdenkt... Wunderschön.

 

 

[daniela]